Es ist jetzt 11 Jahre her, als ich dich zum ersten Mal sehen durfte.

Mit sehr viel Spannung und Aufregung habe ich diesem Tag entgegen gefiebert.

Mama habe ich einen Tag vorher in die Klinik gebracht.

Ich habe mich gefragt, wie bekomme ich meine letzte ruhige Nacht über die Runden. Aber es ging relativ gut.

Am Morgen bin ich frühzeitig aufgestanden und in die Klinik gefahren. Als ich dort ankam, wurde Mama für den bevorstehenden Kaiserschnitt vorbereitet.

Ich habe vor dem Kreissaal gewartet und eine Menge Kaffee getrunken, den mir die Schwestern gebracht hatten.

Um 08:36 Uhr war es dann perfekt, mein grosses Glück, unser gemeinsames Glück.

Ich habe dich gesehen, vor Glück kullerten einige Tränen über mein Gesicht.

Von da an habe ich dich und du hast mich begleitet.

Ich folgte dir auf Schritt und Tritt. Du wurdest gewogen, gewaschen und hast deine erste Windel bekommen.

Ich  durfte dich halten und ich war so glücklich.

Ich war und bin heute immer noch, sehr stolz.

Dieser kleine blonde Wurm ist mein Sohn. Was für ein Gefühl.

Ich bin dann als stolzer Papa zu den Oma´s und Opa´s gefahren, um zu berichten. Onkels und Tanten habe ich benachrichtigt. Mit stolzer, geschwellter Brust habe ich dies getan.

Dann bin ich wieder zurückgekommen und habe mich um dich gekümmert, bis ich dann zu Mama konnte.

Als du deiner Mama das erste Mal gezeigt wurdest, war auch Mama überglücklich und hatte Tränen in den Augen. Sie war überglücklich und hat gedacht – oh, mein Yannik hat ja rote Haare … als Mama und ich uns dann als glückliche Eltern in den Armen lagen hat Mama mich mit Fragen gelöchert … ich habe ihr alles bis ins kleinste Detail von dir erzählt, und eben auch von deinen blauen Augen und blonden Haaren. Meine Susi war glücklich. Ich habe den Tag bei meinen Beiden verbracht und bin nur ungern nach Hause gefahren.

Aber dieses Ereignis musste kräftig begossen werden. Das habe ich auch getan. Torsten hat mit mir am längsten ausgehalten.

Am nächsten Morgen sind wir dann zu dir gekommen. Mama hat „geschimpft“, weil wir wohl noch nicht ganz nüchtern waren und noch nicht gefrühstückt hatten. Nachdem ich dich in den Arm genommen habe und dich stolz gezeigt habe, sind wir dann zum Frühstücken gefahren.

Am Nachmittag stand dann ein Handballspiel auf dem Plan. Ich habe es ausfallen lassen und bin dann gut gestärkt und mit Kopfschmerzen in die Klinik gefahren.

Und da passierte es: Ich musste/durfte das erste Mal bei dir eine Windel wechseln. Ist ja nicht so schlimm, habe ich gedacht, aber in diesen Moment kamen Omi und Opi in das Zimmer hinein. Da war es vorbei mit meiner Ruhe. Unter den Blicken von drei Augenpaaren, wohl gerechten Kopfschmerzen und einer Wärmelampe habe ich es trotzdem geschafft, dir diese Windel zu wechseln und dich  wieder anzuziehen.

Dann habe ich dich an deine Omi samt Kissen übergeben.

Glückliche Gesichter und einen sehr, sehr stolzer Papa.

An diesem Abend bin ich sehr geschafft gewesen und habe früh geschlafen.

 

Am dritten Tag wurde dann von den Ärzten ein für uns schrecklicher Verdacht geäußert, dass du nicht gesund bist. Zum Glück hat der sich aber nicht bestätigt. Du wurdest mit Mama auf die Kinderstation verlegt und es wurden viele, viele Untersuchungen mit dir gemacht. Überglücklich durfte ich euch dann nach der Entwarnung am siebten Tag aus dem Klinikum abholen.

Tagelang habe ich geprobt. Mit dem Maxicosi und dem Kinderwagen. Ich war aufgeregt.

 

Yannik kommt nach Hause.

 

Wir hatten eine Wiege für dich. Immer wenn du dort gelegen hast, haben Mama und Papa im Türrahmen gestanden und einfach nur zugeschaut, wie du geschlafen hast.

Da du es ja leider nicht geschafft hast, bei Mama zu trinken, habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, auch nachts aufzustehen, und dir die Flasche zu geben.

Wickeln, anziehen, baden und füttern all das stand nun auch auf meinem Tagesplan – ich war so glücklich. Stundenlang waren wir mit dem Kinderwagen an der frischen Luft.

 

Ich denke wieder sehr oft an diese Zeit. Sie haben mich geprägt. Ich bin stolz darüber, dass ich das erleben durfte, dass ich dich begleiten durfte.

Meine Gefühlswelt ist durcheinander. In mir herrscht Chaos. Wo ist die Zeit geblieben.

Ich vermisse dich unendlich. Ich weiss nicht, wie es weitergeht.

Ich fühle mich nur noch zu Hause so richtig wohl. Oft stehe ich in deinem Spielzimmer im Keller und weine.

Ich kann es einfach nicht fassen, dass du nicht mehr mit diesen Sachen spielen wirst. Dein Tischkicker, deine Eisenbahn deine Playmowelten.

Ich sehe dich damit so phantasievoll spielen. Und unsere langen Diskussionen über noch mehr Playmo. Ich war irgendwann gegen noch mehr Playmobil, aber der Bestand ist trotzdem gewachsen.

Heimlich gab es dann auch mal etwas von "Papa".

 

Jetzt steht dein elfter Geburtstag vor der Tür. Der zweite ruhige Geburtstag. Ich habe mir aber vorgenommen, an deinem Platz, deinem roten Baum, elf Fackeln zu entzünden. Ein Gruß von Mama und Papa.

Ich werde dich immer in mir tragen. Ich habe dich lieb, Yannik. Und Mama auch.

 

... einmal nur dich in den Arm nehmen können ... ich würde alles dafür geben ...